Das verschwundene Kuschelkissen

In der flauschigen Welt von Umarmia, wo Kissen wie Wolken duften und die Wiesen aus weichem Stoff bestehen, lebte ein kleines Kuscheltier namens Flauschi. Flauschi war ein runder, cremefarbener Bär mit Knopfaugen, die im Sonnenlicht glänzten wie kleine Perlen. Jeden Abend kuschelte er sich auf sein Lieblingskissen, das er zärtlich „Plüschwolke“ nannte.

Doch eines Morgens, als die Sonne durch die seidigen Vorhänge fiel und die Stoffvögel im Baumwollbaum zwitscherten, wachte Flauschi auf und das Kissen war verschwunden.

„Plüschwolke?“ flüsterte er verschlafen und tastete mit den kleinen Tatzen um sich. Doch da war nur die glatte Bettdecke. Panik stieg in ihm auf. Ohne sein Kissen konnte er nicht einschlafen, nicht träumen, nicht glücklich seufzen.

Er sprang vom Bett und rief: „Mein Kissen ist weg! Ich muss es finden!“

Die ersten Spuren

Flauschi stapfte zum Fenster und schaute hinaus. Umarmia war voller versteckter Winkel: ein Labyrinth aus Stofftunneln, bunte Knopfwiesen, geheimnisvolle Schubladenhöhlen. Irgendwo dort musste Plüschwolke sein.

„Aber ich kann nicht allein suchen“, murmelte Flauschi. „Ich brauche Freunde.“

Da hörte er ein Rascheln unter dem Bett. Heraus kam Schnuffel, ein kleines Häschen mit langen, schlackernden Ohren, die beim Hüpfen wie Fahnen flatterten.

„Warum schaust du so traurig, Flauschi?“ fragte Schnuffel.

„Mein Lieblingskissen ist verschwunden!“

Schnuffel legte den Kopf schief. „Dann suchen wir es zusammen. Vielleicht hat es sich unter dem Bett versteckt?“

Die beiden krochen unter das Bett, doch dort fanden sie nur Staubflocken, die kichernd davonhuschten.

„Hm, hier ist es nicht.“

Ein Hinweis im Kissenwald

Also machten sie sich auf den Weg in den Kissenwald, wo hohe Stapel aus bunten Kissen wie Bäume wuchsen.  Zwischen ihnen huschte Miezmie, eine neugierige Stoffkatze, die am liebsten Versteck spielte.

„Was sucht ihr?“ schnurrte sie und sprang elegant auf einen Kissenstapel.

„Plüschwolke, mein Kissen“, erklärte Flauschi. „Hast du es gesehen?“

Miezmie überlegte. „Ich habe ein Kissen davonrollen sehen – ganz allein! Es kullerte Richtung Flanelltunnel.“

„Ein Kissen, das davonrollt?“ Flauschi schnappte nach Luft. „Dann müssen wir hinterher!“

So zogen nun drei Freunde los: Flauschi, Schnuffel und Miezmie.

Die Flanelltunnel

Die Flanelltunnel waren geheimnisvoll und dunkel. Stoffbahnen hingen von den Wänden, und manchmal raschelte es, als ob jemand hindurchkrabbelte.

„Halt! Wer da?“ rief Schnuffel, als ein Schatten auftauchte.
Heraus kam Krümel, ein winziges Mäuschen mit einer roten Schleife am Schwanz.

„Ich habe gehört, ihr sucht etwas?“ fiepte er. „Mein Kissen!“ rief Flauschi.
Krümel zuckte mit den Schnurrhaaren. „Hier war etwas Weiches, Rundes, das durch den Tunnel gerollt ist. Aber es ist Richtung Knopfwiese verschwunden.“

Dankbar nahmen sie Krümel mit, und so wurde die kleine Truppe noch größer.

Neue Freunde auf der Knopfwiese

Die Knopfwiese war ein funkelnder Ort, übersät mit Knöpfen aller Farben und Größen, die in der Sonne glitzerten wie Edelsteine. Dort spielten die Knopfkäfer, winzige Wesen mit glänzenden Schalen.

„Halt! Wer trampelt über unsere Wiese?“ rief ein besonders großer Knopfkäfer, der sich als Sir Glitzerknopf vorstellte.

„Entschuldigung“, sagte Flauschi höflich. „Wir suchen ein verschwundenes Kissen.“

Die Knopfkäfer tuschelten. Schließlich meldete sich Sir Glitzerknopf: „Ein Kissen ist hier vorbeigerollt, ja. Es kicherte sogar! Als ob es Spaß daran hatte, wegzulaufen.“

„Mein Kissen… kichert?“ Flauschi war verwirrt.

„Vielleicht wollte es ein Abenteuer erleben“, meinte Miezmie.

Sir Glitzerknopf bot an, ihnen den Weg zur Schubladenhöhle zu zeigen, wo das Kissen zuletzt gesehen wurde. Die Freunde bedankten sich, und so führte sie der kleine Käfer weiter.

Die Schubladenhöhle

Die Höhle war ein riesiger Schrank voller Schubladen, die knarrten und geheimnisvoll funkelten. Einige zogen sich von selbst auf und zu, als hätten sie ein Eigenleben.

„Seid vorsichtig“, warnte Krümel. „Manchmal schnappen die Schubladen zu.“

„Dann halten wir uns gut fest“, meinte Schnuffel.

Gemeinsam kletterten sie über die Schubladen, suchten hinter Sockenknäueln und zwischen Tüchern. Doch statt Plüschwolke fanden sie eine neue Freundin: Lumi, ein schüchternes Glühwürmchen aus Stoff, das in der hintersten Schublade leuchtete.

„Ihr sucht ein Kissen?“ fragte Lumi mit zitternder Stimme. „Ich habe es gesehen. Es rollte Richtung Kuschelfluss. Ich wollte euch warnen, aber ich habe mich nicht getraut…“

Flauschi lächelte. „Dann komm doch mit uns. Gemeinsam finden wir es schneller.“

Lumi leuchtete freudig auf und schloss sich der Gruppe an.

Der Kuschelfluss

Bald standen sie am Kuschelfluss, dessen Wasser wie flüssige Seide floss. Am Ufer flatterten Flickenfische, die glänzende Stoffschuppen hatten.

„Dort drüben!“ rief Lumi plötzlich und zeigte mit ihrem kleinen Licht. Auf der anderen Seite des Flusses lag etwas Weiches, Rundes. Es war Plüschwolke!

„Plüschwolke!“ rief Flauschi und wollte sofort hineinspringen. Doch der Fluss war breit und zu seidig, um einfach hindurchzugehen.

„Wir brauchen eine Brücke“, überlegte Schnuffel.

Da hatten die Flickenfische eine Idee. Sie hüpften aus dem Wasser und legten sich dicht nebeneinander, sodass eine lebendige Brücke entstand.

„Kommt schnell rüber, bevor wir wegrutschen!“ riefen sie kichernd.

Die Freunde überquerten vorsichtig den Fluss. Flauschi rannte vor, warf sich auf Plüschwolke und drückte es fest.

„Da bist du ja endlich! Ich habe dich so vermisst!“

Ein überraschendes Geständnis

Doch plötzlich vibrierte das Kissen. Und dann – sprach es!

„Flauschi, sei mir nicht böse. Ich wollte nur einmal die Welt sehen. Immer nur im Bett liegen… ich sehnte mich nach Abenteuer.“

Flauschi blinzelte überrascht. „Du… kannst sprechen?“

„Ja“, seufzte Plüschwolke. „Und ich wollte nicht weglaufen, um dich traurig zu machen. Ich hoffte, du würdest mir folgen – und so neue Freunde finden.“

Alle schauten sich an. Tatsächlich – durch die Suche hatten sie so viele neue Freunde kennengelernt: Krümel, die Knopfkäfer, Lumi, sogar die Flickenfische.

„Weißt du was?“ sagte Flauschi sanft. „Ich verstehe dich. Und ich bin froh, dass wir alle zusammen dieses Abenteuer erlebt haben.“

Die Heimkehr

So machten sich die Freunde gemeinsam auf den Rückweg. Auf Plüschwolke war nun Platz für alle, die müde wurden: Krümel schlief darin, Miezmie rollte sich schnurrend ein, Lumi leuchtete friedlich.

Als sie schließlich wieder in Flauschis Zimmer ankamen, legte er das Kissen vorsichtig auf sein Bett.

„Ab jetzt“, sagte er, „bleibst du natürlich bei mir, Plüschwolke. Aber wenn du Abenteuer erleben willst, dann gehen wir gemeinsam.“

Plüschwolke glühte vor Freude, als hätte es selbst ein Herz.

Von diesem Tag an war Flauschi nie mehr allein. Jeden Abend kuschelte er sich mit Plüschwolke ins Bett und am Morgen warteten draußen Schnuffel, Miezmie, Krümel, Lumi und all die anderen Freunde.

Und so wurde das verschwundene Kuschelkissen nicht nur wiedergefunden, sondern schenkte Flauschi das Größte überhaupt: jede Menge Freunde und ein Abenteuer, an das sie noch lange zurückdachten.

Ende ✨

Bild Das verschwundene Kuschelkissen
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